Bericht 2023

Liebe Freunde und liebe Paten,

wie schon so oft beginne ich meinen Bericht mit dem Satz : Ich bin wieder gut und wohlbehalten zuhause angekommen. Allerdings mit einem Schlenker, das Flugzeug mußte kurz vor Bilbao, wegen Vogelschadens, umdrehen und nach Frankfurt zurückfliegen. Am Frankfurter Flughafen dann Chaos, aber gut ich bin trotzdem gesund und munter zurückgekommen.

Dieses Jahr hab ich die Reise alleine unternommen, 1 Woche Kinder und knappe 3 Wochen Rund- reise. Mit der Reisegruppe hatte ich großes Glück, alles sehr nette, angenehme Leute.

Am 1. Sonntag war, wie immer, das Treffen mit den Großen, die inzwischen ihre Kinder, Ehemänner, Mütter und manchmal Geschwister mitbringen. Ist immer lustig und alle sind glücklich, dass man sich wiedersieht.

In der Schule hab ich, im Beisein von Sr. Jeannette (der Leiterin der Schule) mit jedem Kind zwischen 9. und Abiturklasse gesprochen. Diese Gespräche sind immer sehr aufschlußreich in Bezug auf die familiäre Situation eines Kindes und im Hinblick auf seinen Notendurchschnitt und Berufswunsch. Mit einem schlechten "Dreier" kann man schwerlich Arzt oder Pilot werden. Das noch größere Problem ist aber die Finanzierung der Ausbildung. Inzwischen liegen die Kosten für das 1. Jahr, z.B. Paramed = Krankenschwester/Hebamme, bei ca. ¤ 500,--. Mit allen Kosten für An- meldung, mtl. Schulgeld, Bücher, Kleidung und Computer; wer soll sich das dort leisten können.

Im Moment haben wir 8 "Große" in der Ausbildung.

Sitraka Patricia – 3. Ausbildungsjahr Paramed

Rojo – 3. Ausbildungsjahr Hotel/Umwelt

Sitraka Lovatiana

Fara Angela

Minosoa Sara – alle 3 Paramed, also Krankenschwester/Hebamme

Fehizoro - Konditorin

Lanto – Fortbildung zur Lehrerin, wird jetzt im Dezember fertig

Erica – Fortbildung Lehrerin

Kanto – Schneiderin, wird jetzt fertig

Abdon-Michel, Sprachkurs Englisch/Französisch

Insgesamt haben wir im Moment 199 Kinder in unserem Programm, plus die 5 in der Ausbildung.

Bei meinem diesjährigen Besuch mußten wir leider feststellen, dass 12 Kinder nicht mehr zur Schule gekommen sind. Wir wissen nicht warum, sie kommen einfach nicht mehr. Bei den Mädchen ist es immer das Gleiche – sie fallen auf einen Kerl rein und verlassen die Schule. Das ist traurig, aber auch eine Chance für ein anderes Kind.

Die Französischkenntnisse sind nach wie vor nicht zufriedenstellend und ich bin im Austausch mit der Ordensoberin von Madagaskar, um eine Lösung zu finden.

Gesundheitlich gehts den Kindern gut, dank unserer Hilfe haben sie jeden Tag etwas Vernünftiges zum Mittagessen. Nach wie vor für viele Kinder die einzige Mahlzeit am Tag.

Es wurden zwei kleine Kinder operiert, denen es sehr gut geht, von unserem lieben Freund und Unterstützer Dr. Lala Arison, Chef der Klinik MM24 in Antananarivo. Er hat in Deutschland Medizin studiert und spricht ausgezeichnet Deutsch. Die Kosten für die OP's wurden durch Spenden abgedeckt.

Dieses Jahr haben wir 2 Kredite vergeben :

Toky (in Talata, wo auch unsere Schule ist) ein ehemaliger Schüler - ¤ 750,-- für eine Schweinezucht und seine Frau Salohy - ¤ 1.400,-- für Computer und technische Ausrüstung für ein Telefoncenter.

Die Schweinezucht hab ich mir angeschaut, die Tiere werden gut gehalten und schaun gut aus.

Nantenaina, die letztes Jahr einen Kredit über ¤ 600,-- bekommen hat, hat die erste Tranche, in Höhe von ¤ 200,-- zurückgezahlt.

Eine wirklich gute Nachricht ist, dass mich unser Theologiestudent Nick jetzt vor Ort unterstützt.

Er geht mit den Großen, vor Beginn der Ausbildung, in die jeweilige Schule und holt Informationen über die Kosten ein, schickt mir dann alles zur, er bekommt das Geld von mir (über Remitly) und zu guter Letzt geht er wieder in die Schule und bezahlt. Die Quittung schickt er mir ebenfalls.

Er ist der Ansprechpartner für die Großen und das ist eine wunderbare und effiziente Lösung.

Der erste Teil meiner Reise war wunderbar, über Andasibe (wunderbarer Park), Palmarium, Tamatave, Foulpoint und Sainte Marie im indischen Ozean.

Das genaue Gegenteil dazu, der zweite Teil, Richtung Süden. Extrem schlechte Straßen schmälern das Vergnügen an der Reise. Ich hab auch noch nie so viele Kindern betteln gesehen.

Es gibt nichts, aber auch gar nichts, was sich verbessert hätte. Keine Infrastruktur, d.h. Straßen voller Schlaglöcher und keine Züge. Die Armut wird immer größer und im tiefen Süden, gibt man den Kindern Lehmwasser zu trinken, damit sie etwas im Bauch haben. Laut Aussage von Dr. Lala Arison kommen auch weniger Menschen in die Klinik, es können sich immer weniger medizinische Versorgung leisten.

Anfang November war der 1. Durchgang der Präsidentschaftswahl, mit Demos, Polizeiaufgebot und Tränengas. Der jetzige Präsident (der ehemalige DJ) will unbedingt an der Macht bleiben, obwohl er sich nicht mehr zu Wahl stellen dürfte, da er die franz. Staatsbürgerschaft besitzt. Aber, wie heißt es so schön, wo kein Kläger, da kein Richter.

Zum Schluß noch ein Hinweis in eigener Sache : Im Jahr 2025 werden wir unser 20-jähriges Engagement für die Kinder von Talata feiern. Es ist wieder eine Reise geplant, im November/ Dezember, mit vielen interessanten Stationen und natürlich einem Besuch bei den Kindern. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich jemand dazu entschließen könnte, mitzukommen.

Abschließend möchte ich mich bei allen Paten für ihre Treue bedanken. Ein besonderer Dank geht an alle Spender, dieses Jahr konnten wir das Geld wirklich gut brauchen. Danke an meinen lieben Vereinskollegen Dr. Josef Sobek, meinen Mann Ernst Neumayr und an meine liebe Bernadette, die unermüdlich und mit Elan die Kinderbriefchen übersetzt.

Für Fragen oder Anregungen stehe ich immer gerne zur Verfügung.

Ich wünsche Euch allen Frohe Weihnachten und alles, alles Gute für das kommende Jahr.

München, im Dezember 2023

Noch ein paar Impressionen zum Schluß :

Auf der ganzen Insel gibt es keine einzige Ampel – die Lämpchen stellen eine zu große Versuchung dar,

In 4 Wochen hab ich einen einzigen Kinderwagen gesehen, die Kinder werden getragen...,

Es fährt kein einziger Personenzug,

die Straßen sind in einem katastrophalen Zustand (150 km – 5 Stunden sind keine Seltenheit),

das Land ist korrupt bis in die Haarspitzen, vom kleinsten Polizisten bis zu den Politikern,

tägliche Strom- und Wasserausfälle sind Normalität

und, Zitat eines Journalisten... in den öffentlichen Schulen unterrichten Analphabeten Analphabeten.

Wieviel Entwicklungshilfe genau fließt konnte ich nicht herausfinden, die öffentlichen Stellen halten sich bedeckt, aber laut Aussagen eines Insider sind es Hunderte von Millionen. Schelm ist, wer Böses dabei denkt.