Reisebericht Oktober 2016 nach Talata Volonondry,
Madagaskar

Liebe Freunde und liebe Paten,

seit einigen Tagen bin ich aus Madagaskar zurück, gesund und munter, und werde meine Eindrücke für Euch zu Papier bringen.

Dieses Schuljahr haben wir in Talata 471 Kinder, die von 25 Lehrern und 7 Schwestern unterrichtet werden. Wir kümmern uns inzwischen um 91 Kinder, insgesamt haben in Talata ca. 160 Kinder einen Paten oder eine Patin. Es engagieren sich noch 3 andere Personen oder Gruppen in dieser Schule, aber bei weitem nicht so intensiv wie wir, bzw. in einer anderen Art und Weise. Die franz. Organisation OTM (deren Mitarbeiter ich persönlich kenne) haben zwar einige Patenkinder, sind aber in erster Linie handwerklich tätig, reparieren oder installieren Wasser- und Stromleitungen, etc. Sie vergeben auch Mikrokredite, wobei es bei der Rückzahlung noch kräftig hapert.

11 unserer Mädchen sind intern, d.h. sie leben im Zentrum.

Schwester Honorine hat zu Schuljahresanfang eine Warteliste für Patenkinder erstellt - zur Zeit warten noch 40 Kinder, bzw. deren Eltern, händeringend auf einen Paten.

Die meisten unserer Kinder sind unter 10 Jahren, d.h. sie haben gute Chancen vernünftiges Französisch zu lernen, da wir im zweiten Jahr eine Lehrerin be- zahlen, die mit den Kindern französisch spricht, für das Schriftliche gibt es eine andere Lehrkraft. Bei einigen Kindern merkt man deutliche Fortschritte, das Problem aber ist, daß natürlich zuhause Malagassy gesprochen wird. Diese Art von Problem ist ja nichts neues.

Im Moment haben wir zwei Mädchen in der Ausbildung zur Krankenschwester, bzw. Kr.-Schwester/Hebamme, 1 Mädchen studiert Jura in der 3. von insges. 5 Klassen, Faniry ist mit der Ausbildung zum Automechaniker fertig und bekommt von uns noch seinen Führerschein bezahlt. Er arbeitet inzwischen und fährt auch mit den "Taxi Brousse" mit (den kleinen Überlandbussen), als "fliegender Mechaniker". Der Miki-Hermann ist in der letzten Klasse für Elektrotechnik.

Der Toky-Michel hat sein Abitur verpatzt, macht aber jetzt einen zweiten Anlauf.

Insgesamt hab ich festgestellt, daß die allermeisten Kinder die eine Klasse wieder- holt haben danach deutlich besser waren in der Schule.

Zu Anfang des neuen Schuljahres sind 9 Kinder nicht mehr erschienen, aus den unterschiedlichsten Gründen - Krankheit, die Eltern sind weggezogen, oder sie waren einfach nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen. (Häufig eine Folge von Mangelernährung).

Ich möchte Euch gerne noch einige Fakten zu Madagaskar liefern.

Auf der Insel leben 22 Mio. Menschen, davon sind 60 % jünger als 25 Jahre, was eine klare Prognose für das Bevölkerungswachstum zuläßt.

Ca. 30 % der Menschen sind Analphabeten und 35 % der Madagassen sind unterernährt.

Im Süden verhungern nach wie vor die Menschen, weil die Verkehrswege immer schlechter werden und auch einige der wenigen Zugverbindungen eingestellt werden mußten.

Unterbrechungen der Strom- und Wasserversorgung sind an der Tagesordnung, was zu katastrophalen Verhältnissen in den wenigen, funktionierenden Krankenhäusern führt. Angehörige von Kranken werden aufgefordert Diesel für den Generator zu bezahlen, was in einem Fall auch akzeptiert wurde, es war dann aber der Ver- antwortliche mit dem Schlüssel für den Generator nicht aufzufinden, sodaß eine junge Mutter und ihr Kind sterben mußten.

Letztes Jahr sind 68 Menschen an der Pest gestorben. Die beiden größten Probleme für Madagaskar sind allerdings die überall herrschende Korruption, sowie der vordrängende Islam.

Alle diese Probleme bestärken mich aber immer mehr, mit unserem Projekt weiterzumachen.

Für Anregungen und Ideen bin ich immer offen und dankbar. Ich danke Euch Allen sehr für Eure Unterstützung und hoffe, daß Ihr der Schule und damit den Kindern in Talata treu bleibt.

Herzliche Grüße - Eure Eva (26.10.2016)