News

23. Mai 2016

Liebe Freunde der Kinder von Talata,

in unregelmäßigen Abständen bekomme ich Neuigkeiten von einem Freund, der in der Hauptstadt Antananarivo lebt und viel auf der Insel unterwegs ist. Wie Ihr seht, geht es den Leuten immer schlechter und es bewegt sich wohl wieder alles auf einen Umsturz hin. Leidtragende sind natürlich in erster Linie die Kinder die nichts dafürkönnen, es aber ausbaden müssen. Ich möchte Euch mit diesen "news" klarmachen wie wichtig unsere Hilfe dort ist, denn es ist Hilfe zur Selbsthilfe und kein Tropf, an dem die Leute hängen und hängen bleiben. Wir unterstützen inzwischen 91 Kinder in allen Altersklassen - die Kleinen sind in der Vorschule, die Großen in der Abiturklasse, Ausbildung -oder dazwischen-. Der Beitrag pro Kind beträgt nach wie vor ? 15,--/mtl. und kommt zu 100 % dem Kind zugute. Wer interessiert ist oder Fragen hat - meldet Euch bitte bei mir - ich beantworte alle Fragen gerne.

Der für seine Brutalität bekannte und ehrgeizige Gendarmerie-General Florens Rakoto¬mahanina, der auch schon mal Landsleute zu Falschaussagen zwingt, um selbst in einem guten Licht zu stehen, hat sich dieser Tage so richtig blamiert. Er ist ganz offensichtlich auf eine gezielt lancierte Falschinformation hereingefallen, die besagte, dass es einen Putsch geben werde. Florens, dem Menschenrechte fremd sind, hat seine Chefs davon überzeugen können, dass etwas an der Sache dran sei und eine enorme und kostenfressende militärische Putschabwehraktion in die Wege geleitet. Wie stets in solchen Fällen - war überhaupt nichts an den Gerüchten dran. Die Bevölkerung ist eher beunruhigt, wenn schwerbewaffnete Uniformierte auf Streife gehen, denn ein Gefühl von Sicherheit vermitteln die putscherfahrenen und der Korruption nicht abgeneigten Gesellen wahrlich nicht. Oberst Lylison, der für die Putschistenpartei MAPAR im Senat sitzt und 2009 beim Umsturz eine massgebliche Rolle gespielt hat, war vor wenigen Wochen mit General Florens öffentlich zusammengerasselt. Er legte jetzt natürlich genüsslich als Revanche die Finger in die Wunde und stellte heraus, dass der unbeliebte Gendarmeriechef Florens wie ein Anfänger Falschinformationen aufgesessen war. Wer diese wohl gestreut hat? Florens ist seit der öffentlichkeitswirksamen Blamage in der Versenkung verschwunden. Es wäre sicher nicht schlecht, wenn er dort für den Rest seiner Amtszeit (bis zum Ruhestand) verweilen und Akten abstauben würde.

Eine Deutsche, die wohl ab Herbst in Madagaskar tätig sein wird, will bei ihrem nächsten Aufenthalt in Antananarivo im Juli schon mal auf Wohnungssuche gehen. Als Wohnsitz hat sie sich den Bereich Isoraka auserkoren. Wer dort jemanden kennt, der eine Wohnung vermietet, bitte mailden.

Die Armut in Madagaskar nimmt sprunghaft zu. Das konnte ich gerade wieder bei meiner jüngsten Tour sehen. Insbesondere entlang der Eisenbahnstrecke zwischen Fianarantsoa nach Manakara nimmt die Zahl der bettelnden Menschen zu, die teilweise wie Zirkustiere aus dem Zugfenster mit Bonbons, Luftballos und weiteren unsinnigen Geschenken "gefüttert" werden.

In Ambositra und vor allem Antsirabe haben seit jeher fliegende Händler, die einem mit ihren Waren und Souvenirs der Gattung "Stehrumschen" nicht von der Seite weichen, genervt. Das hat sich dort noch verschärft. Touristen können kaum noch aus ihrem Fahrzeug steigen, geschweige denn ruhig wieder einsteigen. Sie werden von zahlreichen Händlern umzingelt, auch wenn sie diesen deutlich machen, dass sie keinerlei Souvenirs mehr erwerben möchten. Da hilft dann oft nur ein Machtwort. Die aufdringlichen Verkäufer, die natürlich Einnahmen erzielen wollen und müssen, haben noch nicht kapiert, dass sie mit ihrer burschikosen Verkaufsstrategie mögliche Kunden abschrecken, die dann überhaupt nichts mehr bei ihnen erwerben und lieber direkt weiterfahren möchten.

Ex-Staatschef und Tiko-Firmenboss Marc Ravalomanana will sein Lebensmittelimperium nach und nach wieder aufbauen, das im Rahmen des Putsches von Ex-DJ Andry Rajoelina im Jahre 2009 nahezu komplett zerstört worden war. Der Magro-Markt im Stadtteil Behoririka soll den Anfang machen. Über 4000 Madagassen hatten am Donnerstag ihre Bewerbung für einen Job in dem Unternehmen abgegeben. Auch heute wurden in Ankorondrano noch Unterlagen entgegengenommen. Was dem derzeitigen Staatschef Hery nicht gelingt, will Ravalomanana nun nachdrücklich demonstrieren: Die dringend notwendige Schaffung von Arbeitsplätzen durch einen Privatmann.


10. Mai 2016

Staatschef Hery vaovao, das ist der mit der äusserst mageren Zwischenbilanz nach 27 Monaten Amtszeit, will künftig im Drei-Monats-Rhythmus die Arbeit der 32 Minister auf ihren Erfolg hin überprüfen und nötigenfalls die Handbremse ziehen. Hätte er das bei sich selbst auch von Anfang an gemacht, dann wäre er gerade mal ein Vierteljahr Staatschef geblieben.

Das ganze Unvermögen, gepaart mit hohlen Versprechungen im Wahlkampf 2013, wird bei der Energieversorgung deutlich, die der Präsident bis heute nicht sicherstellen kann - sein privates Zuhause mal ausgenommen. Gerade sind zahlreiche Bürger im Stadtteil Andohatapenaka auf die Strasse gegangen und haben in den Abendstunden gegen die täglichen Stromabschaltungen und den steten Mangel an Trinkwasser vehement demonstriert und den Verkehrsfluss blockiert. Das ist genau dort, wo das Dorf der Francophonie für eine zweitägige Veranstaltung im November entsteht. Das Ganze wird darauf hinauslaufen, dass die Nutzer des schmucken, millionenschweren "französischen Dorfes" (lies: Ghetto) Strom und Wasser im Überfluss haben und die Madagassen nebenan im Zeichen der vielzitierten "internationalen Anerkennung Madagaskars" im Dunkeln sitzen müssen. Die Techniker der Jirama schieben die Schuld stets auf eine technische Panne. Die Probleme sind seit Jahren bekannt, doch getan wird nur etwas, nur wenn es mal ernst wird und die Bevölkerung auf die Barrikaden geht, dann kommt edtwas Bewegung in den maroden Laden.

Die USA hat, wie in jedem Jahr, die Situation der Menschenrechte in allen Ländern rund um den Globus veröffentlicht.Madagaskar kommt dabei erwartungsgemäss mal wieder ganz schlecht weg. Schwere Verletzungeen der Menschenrechte, ein fehlender Rechtsstaat und Einschränkungen der Pressfreiheit werden angeprangert. Brutale Gewaltexzesse der Gendarmen bei Demonstrationen von Studenten, der mangelhafte Wille, den illegalen Handel mit Rosenholz zu unterbinden, oder die wenig effektive Arbeit der Justiz - die Finger werden in alle Wunden des untätigen Hery-Regimes gelegt. Dem derzeitigen Staatschef wird ja nachgesagt, dass er die 42 Millionen US-Dollar für seinen Wahlkampf zum Grossteil aus Einnahmen des Edelholzexportes Richtung China bezogen hat. Die neue, in anderen Bereichen bisher mehr als schwache Umweltministerin wird schon den Auftrag erhalten haben, alle Freunde des Hery-Regimes hölzern zu schützen.



25. November 2015

Liebe Freund von Talata,,

das ist die Tour für 2016; Preise könnt Ihr am Ende des Tourprogramms sehen. Flüge gibt es neuerdings mit Turkish Airlines. Die Reise soll am 9.4.2016 beginnen. Über Begleitung würde ich mich freuen.

Tour-Überblick [pdf-Datei]

Liebe Grüße
Eva



Das tägliche Leben in Madagaskar....
25. August 2015

In jedem Privatunternehmen wären der hiesige Staatschef und seine gesamte Mannschaft bis hin zur Ministerrunde schon längst wegen Unfähigkeit und Erfolglosigkeit gefeuert worden. Der Schaden, den zum Beispiel Air Madagascar nach wie vor mit katastrophalen Flugplänen und Flugausfällen anrichtet, ist für die Tourismusindustrie in seinem ganzen Ausmass noch nicht abzuschätzen. Die Langzeitwirkung des Slogans "Nie wieder Air Madagascar" (ähnlich wie vor Jahrzehnten bei der belgischen SABENA = Such A Bad Experience Never Again) darf nicht unterschätzt werden. Bis zu einer Woche mussten gerade mehrere hundert Urlauber von der benachbarten Insel La Reunion ausharren, bis sie endlich am heutigen Montag nach Hause geflogen wurden. Und das Krisenmanagement bei Air Madagascar ist nach wie vor Sch.. Für viele kleine Geschäfte bis hin zu Grussunternehmen fing die Woche mal wieder mit einem Rückschlag an. Quer durch die Millionenmetropole wurden Strom und Wasser schon ab den frühen Morgenstunden abgeschaltet. Weder ein Fotokopierladen noch ein Elektrogeschäft konnten Geld verdienen. Hery und Konsorten juckt das nicht. Sie werden bevorzugt beliefert - und zahlen keine Rechnungen. In meinem Stadtteil gab es am Samstag und Sonntag jeweils ab 6 Uhr früh bis nach 20 Uhr kein Wasser, obwohl selbstverständlich alle Rechnungen umgehend bezahlt werden.

Irgendwann muss es doch in Madagaskar auf- und vorwärts gehen . "Da musst Du noch bis mindestens 2060 warten", antwortete mir ein gebildeter Madagasse heute morgen. "Das Beste wäre, alle derzeitigen Politiker, Parasiten und Taugenichtse rauswerfen. Dann ein Gremium von etwa 30 (gut bezahlten) internationalen Fachleuten (Bildung, Gesundheit, Demokratie, Landwirtschaft, Wasseraufbereitung, Energiegewinnung, Sicherheit, Natur- und Umweltschutz, verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen etc.) bilden, die ausschliesslich das Wohl der Menschen und deren Fortschritt im Auge haben. Zeitgleich müsste eine ganz neue einheimische Führungsschicht ausgebildet werden, die nach einer gewissen Zeit, am besten wenn die derzeitigen Politiker ausgestorben seien, die Geschicke ihres Landes leiten. Wie gesagt, das hat mir gerade ein Madagasse geantwortet, der "keinerlei Vertrauen in seine einheimischen unfähigen und ungeeigneten Möchtegernpolitiker mit all ihren Defiziten" hat.

Die Aktion der Streikenden des staatlichen Strom- und Wasserversorgungsunternehmens Jirama hat was: Gestern wurde angekündigt, das am heutigen Freitag im Finanz-, Energie- und Wasserministerium die Energie- und Wasserzufuhr gekappt werden soll. Damit soll auch für die Öffentlichkeit deutlich gemcht werden, dass derartige Regierungseinrichtungen über viele Jahre keine Rechnungen bezahlt haben, daher auch Strom/Wasser im Überfluss verbrauchen. Die Bilanz des maroden Unternehmens Jirama sähe, so die Gewerkschafter, weitaus günstiger aus, wenn Ministerien oder auch Universitäten, hochdotierte Minister, Generaldirektoren etc. wie der Normalbürger ihre Rechnungen begleichen würden. Da kann man nur sagen: "Weitermachen so, Leute. Bis den politischen Schmarotzern mal ein Licht aufgeht.".

Das Militär will mal wieder gegen Viehdiebe vorgehen. 1000 bewaffnete Uniformierte, alles so genannte Elite-Soldaten, sind ins Feld gezo>en die Armeekräfte schlimmer gewesen als die wirklichen Viehdiebe, war stets von der gebeutelten Bevölkerung zu vernehmen, von der teils mit Gewalt Abgaben gefordert worden sei, um das Militär zu bezahlen und zu füttern.

Laut einem Artikel der Tageszeitung MaLaza sollen "Islamisten" hinter dem illegalen Goldhandel in Madagaskar stecken. Ein der jetzigen Regierung nahe stehender einheimischer Unternehmer gilt als Zwischenhändler, der im Südosten der Insel die Minen betreiben und die Arbeiter bezahlen soll. FBI und CIA haben ja bereits erklärt, dass sie ein waches Auge haben und über die rasante Zunahme der Koranschulen in dieser Region beunruhigt seien. Der madagassische Premierminister erklärte kürzlich lapidar, dass zahlreiche Moscheen im Land illegal errichtet worden seien. Angeblich sollen inzwischen 15 Prozent der Bevölkerung Islamanhänger sein.

Für über 650.000 junge Leute haben am Montag die Abiturprüfungen begonnen. Die ersten Tage sind niederschmetternd aber symptomatisch für die Bildungspolitik in Madagaskar. Viele Tausend Jungen und Mädchen nehmen nicht an den Tests teil. Sie hatten in den vergangenen Monaten keinerlei Gelegenheit sich vorzubereiten, mussten ihren Eltern helfen, Geld verdienen, Wasser von öffentlichen Entnahmestellen holen, da die staaatliche Versorgung meist unterbrochen war, und, und, und. Ein weiteres Beispiel für die inkompetenten Machthaber, die nur ihr eigenes Wohl im Auge haben. Seit dem Putsch von Ex-DJ Andry Rajoelina sind die Schülerzahlen dramatisch zurück gegangen, da viele Familien sich den Schulbesuch für ihre Kinder nicht mehr leisten konnten und dies nach wie vor nicht können. Die soziale Explosion wird zurückschlagen, wenn diese verlorenen Generationen erst erwachsen werden.



Bon anniversaire" Madagaskar - 55 Jahre Unabhängigkeit
26.Juni 2015

Dem Trickfilm "Madagascar" ist es zu verdanken, dass viele junge Kinobesucher eine vage Ahnung von der viertgrößten Insel der Welt bekommen haben: Madagaskar liegt vor der Küste des afrikanischen Festlands und besitzt eine faszinierende Flora und Fauna. Davon abgesehen drücken den Inselstaat, der heute den 55sten Jahrestag seiner Unabhängigkeit von der französischen Kolonialmacht feiert, zahlreiche Probleme.

Schlusslicht in der Entwicklung

Sucht man Madagaskar in internationalen Entwicklungsstatistiken, findet man das Land oft weit unten - ganz gleich, ob es um die Kriterien Gesundheitsversorgung, Bildung oder Ökonomie geht. Beispielsweise sind ein Drittel der Bewohner Analphabeten und nicht einmal die Hälfte hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Anderswo längst ausgerottete Krankheiten wie Lepra und Pest geben immer wieder Grund zur Sorge. Und eine extrem hohe Geburtenrate droht kleine Fortschritte bereits im Keim zu ersticken.

Eine besonders deutliche Sprache spricht das Ranking nach kaufkraftbereinigtem Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner: der Platz 178 von 186 ausgewiesenen Ländern signalisiert, dass viele Menschen in bedrohlicher Armut leben.

Und doch gibt es auch positive Konstellationen, die Hoffnung auf die Zukunft machen:

Einerseits hatte Madagaskar eine typisch afrikanische Geschichte: am 26. Juni 1960 endlich in die Unabhängigkeit entlassen, fand sich so mancher Despot, der das Land autokratisch beherrschte. Andererseits hat Madagaskar in den vergangenen Jahrzehnten auch friedliche Machtwechsel eingeübt. Demokratie ist hier durchaus kein Fremdwort.

Offenbar besteht, anders als in vielen postkolonialen Staatswesen, eine Art madagassische Nationalidentität. Die weit verbreitete Armut führt nicht dazu, dass die Gesellschaft entlang der Grenzen zwischen Volksgruppen oder Religionszugehörigkeiten aufreißt.

Das tropische Klima Madagaskars ist eher günstig für die Landwirtschaft und damit für das unmittelbare Überleben. Dürrekatastrophen wie in der Sahelzone stellen keine Gefahr für die 23 Millionen Köpfe zählende Bevölkerung dar.

Bedrohte Natur braucht Hilfe

Eine Spende, die in Madagaskar investiert wird, hat also eine vergleichsweise gute Chance, tatsächlich auf nährenden Boden zu fallen. Neben den Menschen braucht auch die Natur dringend Spenden - denn in Madagaskar haben sich über Jahrmillionen hinweg besondere Biotope und Spezies (z.B. die bekannten Lemuren) entwickelt, die es nur hier auf der Welt gibt.

Gemeinsam mit den Regenwäldern des Inselstaats sind diese einzigartigen Tier- und Pflanzenwelten auf dem Zwangsrückzug. Sie werden durch Brandrodung und Baumfällungen immer weiter zurückgedrängt und zerstört. Nur großzügige Schutzprogramme, die auch die betroffenen Bauern einbeziehen, können diesen Schatz noch retten. Trotz allem oder gerade deshalb: Wir wünschen Madagaskar (in der Staatssprache Französisch) "Bon anniversaire!" - herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.



Liebe Freunde,

ich bin dann mal weg. Ende April bin ich wieder zu erreichen und wer die Fotos der diesjährigen Reise sehen möchte, bitte bei mir melden, ich stelle sie bei Dropbox ein.

Noch eine kurze Info, die mich schon mehr als erstaunt hat - im 5.000-Seelenort Talata Volonondry, in dem auch unsere Schule ist, gibt es keinen Zahnarzt.



Der Samstag, 7. Februar, steht im Zeichen von zwei Anlässen. Zum einen wird den Todesopfern des illegalen Sturms der Putschisten und Plünderer um Andry Raoelina auf den Stadtpalast gedacht, ferner ist zu einem nationalen Tag der Solidarität mit Spendenaktionen für die Opfer des jüngsten Zyklons aufgerufen. Es ist fast nicht zu glauben: Die lange bekannte sechsjährige Dürre im tiefen Süden der Insel hat bereits laut zuverlässigen Medienberichten über 100 Todesopfer gefordert und die Regierungsverantwortlichen haben ähnlich wie bei der Pest bisher tatenlos zugesehen. Jetzt, wo mal wieder das Kind in den Brunnen gefallen ist, lies: viele Madagassen unnötig sterben mussten, ist die internationale Gemeinschaft gefordert zu spenden, um die Versäumnisse der unfähigen madagassischen Politiker nach aussen hin zu vertuschen. Und diese sonnen sich dann bei Spendenübergaben auch noch und sparen nicht mit Eigenlob für ihre angeblich guten Taten. Die bisherige makabre Bilanz, Tendenz steigend: 71 Pesttote, 103 Dürre- und 75 Zyklonopfer.
Die ersten 12 Monate der Amtszeit von Staatschef Hery seit Januar 2014 werden nicht nur wegen dieser Opfer von seinen Kritikern in allen Belangen als "verlorenes Jahr" bezeichnet.

Seit dem Durchzug des jüngsten Zyklons hat sich in der Hauptstadt der Preis für Holzkohle von 15.000 auf 30.000 Ariary für den 50 Kilo-Sack verdoppelt. Zurückgeführt wird dies auf die schlechten Transportwege und den Dauerregen in den Produktionsregionen. Solarenergie ist seit Wochen nicht nutzbar, da sich die Sonne rar macht. Und eine neun Kilo-Flasche Gas kostet inzwischen satte 59.000 Ariary.

343 Abfallcontainer müssten täglich in Madagaskars Hauptstadt geleert werden. Rund 1600 Tonnen Müll fallen im Schnitt pro Tag an. Ein riesiger Berg. Das mit der Entsorgung beautragte Unternehmen SAMWA muss allerdings mangels Masse in den leergewirtschafteten Kassen der Stadt mit 40 Prozent weniger Geld auskommen. Also ein Unding, dass der Abfall mit 40 zur Verfügung stehenden Lastwagen (zehn davon sind meist defekt) regelmässig abgefahren und ensorgt wird. Hinzu kommt die Misswirtschaft durch einen nicht legal gewählten, jedoch präsidentenfreundlichen Bürgermeister-Statthalter, der inzwischen etliche gut dotierte Verwaltungsposten innerhalb seiner Familie verteilt haben soll.

In meinem angestammten Cybercafe, das bereits um 6.30 Uhr früh öffnet, hat es einen Betreiberwechsel gegeben. Ein Mitarbeiter des früheren Inhabers, der pleite gegangen ist, hat den Laden übernommen. Ihm wird hinter vorgehaltener Hand vorgeworfen, seinem Ex-Chef nicht alle Einnahmen abgeliefert zu haben. Ich habe den Neuen mal auf die Probe gestellt und gestern meinen Stock-Regenschirm absichtlich bei ihm an meinem Computer an Tisch 1 hängen lassen. Oh Wunder, er war heute morgen noch da und der Betreiber hat ihn mir freudestrahlend übergeben. Also Schirme benötigt der Bursche nicht. Mit meinem Geldbeutel wiederhole ich den Test aber ganz sicher nicht.



Mutter werden in Madagaskar

Jeden Tag sterben in Madagaskar zehn Frauen an Schwangerschafts- oder Geburts-Komplikationen. Trotz der hohen Müttersterblichkeit wird erwartet, dass sich die Bevölkerung in den nächsten 20 Jahren verdoppelt, womit die natürlichen Ressourcen auf der Insel nicht Schritt halten können.

Nach einem Staatsstreich 2009 haben sich internationale Geldgeber aus dem Land zurückgezogen, darunter haben der Gesundheits- und der Bildungsbereich gelitten. Organisationen wie der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) sind in die Lücke gesprungen, um die dringenden Bedürfnisse betreffend sexuelle, reproduktive und mütterliche Gesundheit zu decken. Heute leben drei Viertel der Bevölkerung mit weniger als einem US-Dollar pro Tag. Die Frauen tragen weiterhin die Last der politischen Krise. Mangelhafte oder zu teure Gesundheitsversorgung, limitierter Zugang zu Verhütungsmitteln, kulturelle Anreize für eine frühe Schwangerschaft bei jungen Frauen, ein nicht vorhandener Stellenmarkt, schlechte öffentliche Verkehrsmittel und fehlende Infrastruktur: Dies sind nur einige der vielen Herausforderungen, denen sich madagassische Frauen stellen müssen.

Für Madagaskar scheint es unmöglich, das fünfte Millenniumsziel (MDG5) - die Senkung der Sterblichkeitsrate von Müttern um drei Viertel zwischen 1990 und 2015 und den allgemeinen Zugang zu reproduktiver Gesundheit bis 2015 - zu erreichen.

Weltweit ist die Müttersterblichkeits-Rate zwischen 1990 und 2013 um 45% gesunken, von 380 auf 210 Todesfälle auf 100'000 Lebendgeburten. Dies ist aber immer noch weit entfernt vom Millenniumsziel, die Müttersterblichkeit bis 2015 um drei Viertel zu senken.

Allein 2013 sind weltweit geschätzte 289'000 Frauen während Schwangerschaft, Geburt oder bis 42 Tage nach Geburt, Fehlgeburt oder Schwangerschaftsabbruch aufgrund ihrer anderen Umstände gestorben.

Die höchste Müttersterblichkeits-Rate in Entwicklungsländern wird in Ländern südlich der Sahara verzeichnet, mit 510 Todesfällen auf 100'000 Lebendgeburten, gefolgt von Südasien, Ozeanien und der Karibik mit 190 Todesfällen auf 100'000 Lebendgeburten, und Südostasien.




1. Advent

Neuigkeiten aus Madagaskar gibt es immer, leider keine guten. Die derzeitige Regierung erweist sich als ebenso unfähig und korrupt wie die vorherige und die Menschen verelenden immer mehr. Die, die am meisten unter dieser Situation zu leiden haben sind natürlich die Kinder. Der Rückgang an neu eingeschulten Kindern ist dramatisch; die Eltern können sich Schule für ihre Kinder nicht mehr leisten, denn obwohl das Schulsystem in Mada. kostenlos ist, werden die Lehrer oft monatelang nicht bezahlt, was zur Folge hat, daß die Lehrer sich das Geld von den Eltern holen.

Die Schwestern in Talata haben sich nun etwas ausgedacht, um zu helfen:
Wenn eine Familie bereits 3 Kinder bei uns in der Schule hat, so wird von jetzt an das 4. Kind kostenlos aufgenommen. Optimal wäre natürlich, wenn diese "4. Kinder" einen Paten bekommen würden.

Als kurze Information für alle Interessierten - im Moment betreuen wir 87 Kinder.

Wer meinen Bericht von 2014 gelesen hat weiß, daß wir das "Ausbauprojekt" hatten, die Vergrößerung der Schlafräume für die internen Mädchen.
Zu meiner großen Freude kann ich berichten, daß der Ausbau inzwischen fertig- gestellt ist und eingeweiht wurde. Sobald ich die Fotos habe, werde ich sie hier einstellen.

Nächstes Jahr feiert unser Sozialprojekt sein 10-jähriges Bestehen und ich bin dabei, meine Reise vorzubereiten. Start soll der 7.4.2015 sein. Wer gerne das Reiseprogramm sehen und vielleicht sogar mitfahren möchte, kann sich gerne bei mir melden.